Der Konfirmationsanzug
 
erzählt:Katharina Schneider geb. Millich
aufgeschrieben:Franz Schneider
 
Die wirtschaftliche Lage war schlecht, und auch die letzte Ernte war nicht besonders. Trotzdem stand bei Mieles die Konfirmation von Jakob ins Haus und dazu sollte er, wie es all die Jahre üblich war, seinen ersten Anzug erhalten. Leider war aber das Geld knapp und Johann und Eva wussten nicht, womit sie den Anzug bezahlen sollten. Beide machten sich ihre Gedanken darüber, doch keiner traute sich das Thema anzuschneiden. Als die Zeit immer knapper wurde fasste sich die Eva ein Herz und sagte zu ihrem Mann:

„Jochan“, so nannte sie ihn, wobei sie die erste Silbe betonte und das ch kehlig aussprach, „dr Jakob hat Konfirmation und mir müsse Stoff für an Anzug kafen“.
„Ev“, so nannte er sie, „mir hen aber koi Geld, er soll de Anzug vom Fritz trage“.
„Wie sieht des denn aus, geh und verkaf zwoi Säu“.
„Du woist ja, dass mir jetzt blos a paar Dinar dafür kriege“.
„Des ist gleich, mit dem alte Anzug kenne mir ihn net gehe lasse“.

Johann lud wie befohlen am nächsten Morgen die Schweine auf den Wagen und fuhr nach Semlin auf den Markt. Dort stellt er fest, dass die Preise sich nicht gebessert hatten und kehrt zurück. Unterwegs hielt er beim Sauhalter und lud die Schweine ab. Zu Hause empfing ihn seine Eva und fragt:

„Hascht du die Säu verkaft?“
„Ja“.
„Und wie viel Geld hen se brocht?“
„Nur a paar Dinar, wie mir wisse“.
„Bischt du noch gescheit, die Säu für nur a paar Dinar hergebe. Der Jakob hätt gut und gerne mit dem alten Anzug vom Fritz konfirmiert werden kenne“.

Die Stimmung war gespannt und sie gingen sich den ganzen Tag aus dem Weg. Er wergelte in der Hostell und sie in Kuchl so vor sich hin. Als am Abend der Sauhalter durchs Dorf ging und die zwei Schweine durchs Tor an der Eva vorbei in ihren Stall drängten, stürmte Eva zu ihrem Johann in die Hoftstell und rief:

„Jochan, Jochan, die Säu sind wieder da. Jo hascht du sie denn net verkaft!“
„Noi“.
„Warum net?“.
„Weil Du gsagt hascht, ich hätt se net für a paar Dinar hergebe solle“.
„Aber mir brauchen doch Geld für den Stoff“.
„Du hascht gsagt, er hätt au in dem alten Anzug vom Fritz konfirmiert werden kenne“.
„Bist du noch gescheit, mir kenne ihn doch net in dem alten Anzug konfirmieren lasse“.

Die Eva war eine seelengute Person und versuchte es allen recht zu machen. Doch wie die Geschichte zeigt, war es nicht immer möglich der Eva alles recht zu machen. Der Jakob erhielt natürlich noch seinen Neuen Konfirmationsanzug. Leider ist nicht überliefert, wie er finanziert wurde.
 
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