Hausschlachtungen
 
erzählt:Johann Kailer und Heinrich Leibensberger
aufgeschrieben:Pfarrer Jakob Rometsch
 
In der Regel zog und züchtete jeder Bauer seine Schweine selbst und fütterte sie bis zur Schlachtung. Ab Juni trennte man die zu mästenden Schweine von der "Halt". Die Anzahl der Mastschweine richtete sich nach der Größe und Wohlhabenheit der Familien. Manche ärmeren Bauern schufen sich durch die Schweinemast eine zusätzliche Einnahmequelle, da sie die Schweine nach der Mast verkauften. Weibliche Schweine, die gemästet werden sollten, wurden gleich im Juni vom "Sauschneider" "gegelzt". Waren sie ausgeheilt, so wurde die Mast fortgesetzt. Männliche Schweine, also Eber wurden schon als kleine Schweine kastriert. An Schweinesorten gab es bei uns: Mangoliza, Jorkschier, Bergschier. In unserem Ort wurden in der Hauptsache Mangoliza gehalten, die von kleinerem Wuchs und daher auch nicht so schwer waren. Mit 120 bis 140 kg Gewicht war es ein gutes Mastschwein.

Im Dorf gab es mehrere Hausmetzger. Man sprach ihn an, ob er metzgern würde, lieh sich aus der Nachbarschaft mehrere Kessel zu den eigenen hinzu und stellte sie im Schuppen auf. Die Schlachtung fand im November statt. Es wurde morgens um vier uhr aufgestanden, die Kessel geheizt und Wasser zum Brühen der Schweine heiß gemacht. Wenn der Metzger kam, wurde zuerst gefrühstückt. Hatte ein Verwandter bereits geschlachtet, holte man sich von diesem eine Wurst, die zum Frühstück gedünstet wurde, und die nach dem Schlachten wieder zurückgegeben wurde. War der Metzger da und das Wasser hat gekocht, so wurden z.B. zwei Schweine herausgeholt und abgestochen. Die Schweine wurden nicht betäubt, sondern drei Mann zogen die Sau heraus, warfen sie auf den Boden, knieten sich auf das Tier und stachen das Messer in die Gurgel und schnitten sie durch. Die Sau schrie etwa 30 bis 40 Sekunden und dann war alles vorbei. War die andere Sau auch abgestochen, so wurden beide Säue mit kochendem Wasser abgebrüht. Schlachtete man z.B. sechs Schweine, so wurden immer zwei gebrüht, bevor die nächsten beiden geschlachtet wurden. Waren die Schweine ziemlich sauber gebrüht und aufgehängt, so wurden sie meist vom Metzger selbst abrasiert, so daß so ziemlich jede Borste weg war. Jetzt wurden die Eingeweide aus der Sau entfernt, die Gedärme kamen in einen mit ei- nem Tuch ausgeschlagenen Korb und dann in die hintere Küche getragen, wo es warm war. Die Gedärme mußten behandelt werden, solange sie warm waren. Die dicken Gedärme wurden von den dünnen getrennt und auf dem Misthaufen entleert und gewendet. Waren die Därme gereinigt, wurden ein oder zwei Zwiebel geschnitten und gesalzen, damit wurden die Därme eingesalzen. Ein paar Stunden blieben sie so stehen. Während dieser Zeit wurde die Sau trangiert. Die Rippen wurden herausgeschnitten, der Speck entfernt, die Schinken ebenso und das Bratwurstfleisch auf die Seite getan.

Doch bevor die Sau zerlegt wurde, schnitt man den Kopf ab, trangierte ihn, indem man den Kinnbacken zu einem Stück Speck schnitt. Das andere Kopffleisch kochte man ab, das gab die Leberwurst. Bevor Wurst in die Därme gefüllt wurde, schabte man diese sauber. Das Wurstfleisch wurde gerichtet und gewürzt. Leberwurst und Schwartenmagen wurden zuerst fertiggemacht, da sie nochmals zwei Stunden gekocht werden mußten. Bratwurst machte man zum Schluß, da sie nicht gekocht werden mußte. In der Zwischenzeit wurde der Speck von vier, fünf Frauen geschnitten und schmalz ausgelassen. Oft ergab eine Schlachtung zweieinhalb bis drei Eimer Schmalz und ein Eimer wog 50 kg. Nun wurde das Fleisch eingesalzen und in ein Faß geschichtet: Zuerst die Schinken, dann der Speck und die kleineren Stücke wie Eisbein, Schäufele und Rückgrat lagen oben drauf. Füße, Ohren und Schwänze kamen auch dazu, diese Dinge verzehrte man später als Sulz.

Bei der Metzelsuppe wurde die Wurstbrühe angeboten, in der die Leberwurst und Schwartenmagen gekocht worden waren. Anschließend reichte man Kesselfleisch, Meerrettich, Bratwurst und gebratenes Fleisch. Zum Nachtisch kamen noch Krapfen und Kompott auf den Tisch. Getrunken hat man Wein, der so reichlich angeboten wurde, daß die Metzelsuppe sich oft bis in die späten Abendstunden ausdehnte.

Das Sulz ließ man ein paar Tage lang eingesalzen, dann nahm man Füße, Ohren und Schwänze heraus, kochte alles und ließ das ganze dann erkalten. Dies war ein beliebtes Nachtessen.

Da sehr viel Schmalz ausgelassen wurde, blieben auch viele Grieben zu- rück, aus denen zum Teil Griebenlaible gebacken wurden. Diese bestanden aus einem Hefeteig, der mit Grieben vermischt wurde und ebenso wie das Griebenbrot im Röhr gebacken wurde. Wenn die Bäuerin Brot buk und gerade eine ausreichende Menge Grieben zur Hand war, wurden die Grieben im Fleischwolf zermahlen und unter eine bestimmte Menge Teig gemischt. Dies ergab dann das Griebenbrot, das sich allgemeiner Beliebtheit erfreute. Daran erinnere ich mich heute noch gerne.

Unmittelbar nach dem Schlachten kochten die Frauen Seife. Bei uns gab es ja weder Waschpulver noch Seife zu kaufen, sie wurde selbst hergestellt. Sie wurde zur Körperpflege und zum Wäschewaschen verwandt. Zweierlei Arten von Seifen wurden hergestellt: Die "Abschöpfseife" und die "Durcheinanderseife". Die Durcheinanderseife war ergiebiger, aber von geringerer Qualität als die Abschöpfseife. Diese war leichter und von besserer Qualität. Das Seifekochen war jedoch eine Wissenschaft für sich und wurde von wenigen Frauen am Ort verstanden.
 
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