In der Regel zog und züchtete jeder Bauer seine Schweine selbst und
fütterte sie bis zur Schlachtung. Ab Juni trennte man die zu mästenden
Schweine von der "Halt". Die Anzahl der Mastschweine richtete sich nach
der Größe und Wohlhabenheit der Familien. Manche ärmeren Bauern
schufen sich durch die Schweinemast eine zusätzliche Einnahmequelle,
da sie die Schweine nach der Mast verkauften. Weibliche Schweine, die
gemästet werden sollten, wurden gleich im Juni vom "Sauschneider"
"gegelzt". Waren sie ausgeheilt, so wurde die Mast fortgesetzt. Männliche
Schweine, also Eber wurden schon als kleine Schweine kastriert. An
Schweinesorten gab es bei uns: Mangoliza, Jorkschier, Bergschier. In
unserem Ort wurden in der Hauptsache Mangoliza gehalten, die von kleinerem
Wuchs und daher auch nicht so schwer waren. Mit 120 bis 140 kg Gewicht
war es ein gutes Mastschwein.
Im Dorf gab es mehrere Hausmetzger. Man sprach ihn an, ob er metzgern
würde, lieh sich aus der Nachbarschaft mehrere Kessel zu den eigenen
hinzu und stellte sie im Schuppen auf. Die Schlachtung fand im November
statt. Es wurde morgens um vier uhr aufgestanden, die Kessel geheizt und
Wasser zum Brühen der Schweine heiß gemacht. Wenn der Metzger kam,
wurde zuerst gefrühstückt. Hatte ein Verwandter bereits geschlachtet,
holte man sich von diesem eine Wurst, die zum Frühstück gedünstet wurde,
und die nach dem Schlachten wieder zurückgegeben wurde. War der Metzger
da und das Wasser hat gekocht, so wurden z.B. zwei Schweine herausgeholt
und abgestochen. Die Schweine wurden nicht betäubt, sondern drei
Mann zogen die Sau heraus, warfen sie auf den Boden, knieten sich auf das
Tier und stachen das Messer in die Gurgel und schnitten sie durch. Die Sau
schrie etwa 30 bis 40 Sekunden und dann war alles vorbei. War die andere
Sau auch abgestochen, so wurden beide Säue mit kochendem Wasser abgebrüht.
Schlachtete man z.B. sechs Schweine, so wurden immer zwei gebrüht,
bevor die nächsten beiden geschlachtet wurden. Waren die Schweine
ziemlich sauber gebrüht und aufgehängt, so wurden sie meist vom Metzger
selbst abrasiert, so daß so ziemlich jede Borste weg war. Jetzt wurden
die Eingeweide aus der Sau entfernt, die Gedärme kamen in einen mit ei-
nem Tuch ausgeschlagenen Korb und dann in die hintere Küche getragen,
wo es warm war. Die Gedärme mußten behandelt werden, solange sie
warm waren. Die dicken Gedärme wurden von den dünnen getrennt und
auf dem Misthaufen entleert und gewendet. Waren die Därme gereinigt,
wurden ein oder zwei Zwiebel geschnitten und gesalzen, damit wurden die
Därme eingesalzen. Ein paar Stunden blieben sie so stehen. Während dieser Zeit wurde die Sau trangiert. Die Rippen wurden herausgeschnitten,
der Speck entfernt, die Schinken ebenso und das Bratwurstfleisch auf die
Seite getan.
Doch bevor die Sau zerlegt wurde, schnitt man den Kopf ab, trangierte
ihn, indem man den Kinnbacken zu einem Stück Speck schnitt. Das andere
Kopffleisch kochte man ab, das gab die Leberwurst.
Bevor Wurst in die Därme gefüllt wurde, schabte man diese sauber. Das
Wurstfleisch wurde gerichtet und gewürzt. Leberwurst und Schwartenmagen
wurden zuerst fertiggemacht, da sie nochmals zwei Stunden gekocht
werden mußten. Bratwurst machte man zum Schluß, da sie nicht
gekocht werden mußte. In der Zwischenzeit wurde der Speck von vier,
fünf Frauen geschnitten und schmalz ausgelassen. Oft ergab eine Schlachtung
zweieinhalb bis drei Eimer Schmalz und ein Eimer wog 50 kg. Nun
wurde das Fleisch eingesalzen und in ein Faß geschichtet: Zuerst die Schinken, dann der Speck und die kleineren Stücke wie Eisbein, Schäufele und
Rückgrat lagen oben drauf. Füße, Ohren und Schwänze kamen auch dazu,
diese Dinge verzehrte man später als Sulz.
Bei der Metzelsuppe wurde die Wurstbrühe angeboten, in der die Leberwurst
und Schwartenmagen gekocht worden waren. Anschließend reichte
man Kesselfleisch, Meerrettich, Bratwurst und gebratenes Fleisch. Zum
Nachtisch kamen noch Krapfen und Kompott auf den Tisch. Getrunken
hat man Wein, der so reichlich angeboten wurde, daß die Metzelsuppe sich
oft bis in die späten Abendstunden ausdehnte.
Das Sulz ließ man ein paar Tage lang eingesalzen, dann nahm man Füße,
Ohren und Schwänze heraus, kochte alles und ließ das ganze dann erkalten. Dies war ein beliebtes Nachtessen.
Da sehr viel Schmalz ausgelassen wurde, blieben auch viele Grieben zu-
rück, aus denen zum Teil Griebenlaible gebacken wurden. Diese bestanden aus einem Hefeteig, der mit Grieben vermischt wurde und ebenso
wie das Griebenbrot im Röhr gebacken wurde. Wenn die Bäuerin Brot buk
und gerade eine ausreichende Menge Grieben zur Hand war, wurden die
Grieben im Fleischwolf zermahlen und unter eine bestimmte Menge Teig
gemischt. Dies ergab dann das Griebenbrot, das sich allgemeiner Beliebtheit erfreute. Daran erinnere ich mich heute noch gerne.
Unmittelbar nach dem Schlachten kochten die Frauen Seife. Bei uns gab
es ja weder Waschpulver noch Seife zu kaufen, sie wurde selbst hergestellt. Sie wurde zur Körperpflege und zum Wäschewaschen verwandt.
Zweierlei Arten von Seifen wurden hergestellt: Die "Abschöpfseife" und
die "Durcheinanderseife". Die Durcheinanderseife war ergiebiger, aber von
geringerer Qualität als die Abschöpfseife. Diese war leichter und von
besserer Qualität. Das Seifekochen war jedoch eine Wissenschaft für sich
und wurde von wenigen Frauen am Ort verstanden.
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